Reiseleiterin Bea Fischli und die Passion des Reisens mit dem Bike
Bea Fischli ist eine der erfahrensten Guides im Bike Adventure Tours Team. Ihr Repertoire an Reisen ist sehr vielfältig. Insbesondere sind ihr die Region und Bewohner des Himalaya und afrikanische Länder ans Herz gewachsen. Wie ist Bea zu Bike Adventure Tours gekommen? Weshalb reist sie am liebsten mit dem Bike? Was sind ihre Stärken und Schwächen als Reiseleiterin? Bea gewährt uns in einem Interview einen Einblick in ihre Passion des Reisens.
Bea, wie bist du zu Bike Adventure Tours gekommen?
Mit 20 Jahren reiste ich im Rahmen eines Praktikums zur Ausbildung als Lehrerin für ein halbes Jahr nach Madagaskar und unterrichtete dort an einer kleinen Dorfschule einer Mission. Das abenteuerliche Leben mit den Klosterfrauen im tiefen Busch gefiel mir sehr, und ich überlegte mir sogar Klosterfrau zu werden. Es war aber wohl eher das einfache Leben, die Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, das Singen und Tanzen mit den Schüler*Innen und das Unterwegssein in der beeindruckenden Naturlandschaft, das mich mehr faszinierte als das klösterliche Leben.
Zurück in der Schweiz arbeitete ich dann als Lehrerin im Glarnerland. Nach einem Treffen mit Chris Schnelli (Mitgründer von Bike Adventure Tours), begann ich ab 1995 mit Reiseleitungen nach Madagaskar. Anschliessend kamen weitere Destinationen dazu. Auch nach 25 Jahren freue ich mich immer noch mit einem aufgestellten Team in ein schönes Flecklein Erde zu reisen. Ich bin gerne mit einer Gruppe unterwegs und erlebe immer wieder viel Wertvolles. So gibt es auch manch lustige Stunden, sei es unter dem Sternenhimmel in der Wüste oder im warmen Esszelt auf dem tibetischen Hochplateau.
Voll im Element: Bea Fischli auf einer ihrer Touren im Himalaya.
Was bedeutet dir das Reisen?
Reisen bedeutet für mich eine Unterbrechung des Alltagslebens, die mit neuen Erkenntnissen und einer Horizonterweiterung verbunden sein kann. Ein bewusstes Unterwegssein mit all seinen Facetten für Offenheit, Toleranz und Verantwortung kann vom Reisenden aktiv gelebt werden. Dies kann «vor der Haustüre» oder auch in Madagaskar sein, wenn einem gerade ein Einheimischer hilft, eine Schlauchpanne zu flicken und sich nachher mit einem leichten Nicken und einem Lachen auf dem Gesicht verabschiedet. Auf Reisen gibt es Momente und Erlebnisse, die einem immer in Erinnerung bleiben und die einem auch oft in der Gruppe stark verbinden.
Weshalb reist du gerne mit dem Rad?
Beim Unterwegssein mit dem Bike verspüre ich eine grosse Unabhängigkeit und ein wohltuendes Freiheitsgefühl. Man spürt den Wind im Gesicht, nimmt die Gerüche wahr, man atmet die Natur und kann bei einer Begegnung spontan anhalten. Das sind alles Eindrücke, die man beim Reisen mit einem Bus oder Auto auf diese Art nicht erlebt. Das Wandern gefällt mir zwar auch, aber das Velofahren «on the move» fasziniert mich mehr. Das Rad dreht sich, ohne Anfang und Ende, du musst immer in Bewegung sein, ganz nach dem Zitat:
«Life is like riding a bicycle. To keep your balance, you must keep moving.»
Begegnung und Austausch mit einem buddhistischem Mönch.
Was ist dir wichtig als Reiseleiterin?
Nebst dem sportlichen Charakter einer Reise und dem Organisieren als Reiseleiterin vor Ort ist, ist es mir auch wichtig, mit der Gruppe in die Geschichte, Kultur und Religion des Landes einzutauchen. Seit jeher hat das Land und das Klima die Menschen, die in diesem Gebiet leben, geformt. Ein Grundwissen über die verschiedenen geographischen, kulturellen und historischen Gegebenheiten können dem Reisenden helfen, dem Gastland in einer achtsamen und respektvollen Haltung zu begegnen.
Was sind deine Stärken als Reiseleiterin?
Durch die vielen Reisen mit all den Herausforderungen von fremden Gegebenheiten oder unvorhersehbaren Situationen, lernte ich Ruhe zu bewahren und zu vertrauen. Ich versuche stets angemessen zu interagieren und meinem Gegenüber vorurteilsfrei zu begegnen. Auch nach so vielen Reiseleitungen ist meine Neugier und mein Staunen immer noch lebendig.
Was sind deine Schwächen als Reiseleiterin?
Da gibt es schon die eine oder andere. Die genauen Angaben der Distanz-Kilometer und der Höhenmeter sind sicher nicht meine Spezialität. Ein weiterer Schwachpunkt als Anekdote: auf einer Reise kam eine Teilnehmerin in mein Zimmer, um sich ein Reisebuch auszuleihen. Als sie mein Zimmer sah, meinte sie nur: «Der kleine Geist hält Ordnung, der Grosse überblickt das Chaos!» Ich konnte ihr das Buch aber in Sekunden hervorzaubern.
Bike Adventure Tours Gruppe in Uganda mit Reiseleiterin Bea Fischli.
Aus deinem riesigen Repertoire an Reiseländern, welches sind zwei Bikereisen, die du bald wieder leiten möchtest?
Bhutan: Mystische Bike- und Kulturreise im Land des Donnerdrachens
Wenn es in die verschiedenen Gegenden des Himalaya geht, schlägt mein Herz immer etwas höher. Ein besonderes Land ist für mich Bhutan. Während mehreren Reisen durfte ich das kleine Königreich am Fusse des Himalaya näher kennen lernen. Bhutan ist ein authentisch tibetisch-buddhistischen Land im Himalaya. Sagen und Mythen prägen den Volksglauben, und die Religion ist allgegenwärtig im Land des Donnerdrachen. Wir fahren über Pässe mit einer Höhe bis 3000 m, von Tal zu Tal. Wir nehmen uns die verschiedenen Sprüche, die oft am Strassenrand zu lesen sind, zu Herzen: «It is not a rally, enjoy the valley».
Kapverden: Bike-Paradies Insel Santiago & Vulkaninsel Fogo
Cabo Verde ist anders. Es hat seine eigene 500-jährige Geschichte und Kultur - reich an faszinierenden Landschaften, an Bergen und Schluchten, grünen Tälern und weissen Sandstränden. Das Land besteht aus 15 Inseln, wobei nur 9 davon bewohnt sind, und jede Insel ist etwas anders. Anfangs ist man mit dem Mountainbike auf Fogo unterwegs, der Vulkankegelinsel mit dem fast 3000 m hohen Pico da Fogo. Wie staunen wir über die bizarre Bergwelt! Die zweite Woche führt uns durch die grösste Insel Santiago, wo steile Aufstiege so manchen Schweisstropfen erfordern. Doch belohnt werden wir mit imposanten Aussichten und Abfahrten.
Am Abend geniessen wir bei Meeresrauschen die reiche kreolische Küche. Oft können wir dazu Rhythmen und Gesang des typischen eher afrikanischen Batuka-Stils hören oder den Liedern der traditionellen Morna-Musik, dem Fado ähnlich, lauschen. Die Texte und Melodien sind mit Sehnsucht und Wehmut verbunden. Sehnsucht wird uns wohl auch immer wieder aufkommen beim Betrachten der Fotos. Erinnerungen an eine unvergessliche Zeit mit einer tollen Gruppe auf den Inseln, die wie Perlen im Atlantik vor Afrika liegen.
Mountainbiking in wunderbarer Bergwelt.
Guide-Profil von Bea Fischli