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Berührende Freundschaft in Mexiko

Auf der Halbinsel Yucatán entsteht eine berührende Freundschaft

Es geschah auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán, auf dem Weg von Uxmal, wo mächtige Konstrukte der Mayas die imposante Geschichte einer Hochkonjunktur erahnen lassen, nach Loltún, zu der durch ihre Grösse und Schönheit beeindruckenden Tropfsteinhöhle. 50 km trennen diese Wunderwerke, das eine von Menschenhand geschaffen, das andere von der Natur geformt.

Geradezu verschwindend klein erscheint dagegen das auf halbem Weg gelegene Örtchen Santa Elena, ein kleines Dorf nur, aber dennoch gross genug, für eine unscheinbare Strassenkreuzung im Zentrum, an der ein uniformierter, mit einer Trillerpfeife ausgerüsteter Polizist seines Amtes waltet und heftig gestikulierend den kaum vorhandenen Verkehr regelt.
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Eine Mutter mit Kind zu Fuss, ein knatterndes, schwerst beladenes Moped, und vierzehn Velofahrer aus der Schweiz, die mit Bike Adventure Tours Mexiko erkunden, beleben die Idylle. Ein hölzerner Schubkarren mit Früchten auf der einen Strassenseite, ein Holztisch des sein Stück Fleisch an der Sonne mit einem Wedel gegen die lästigen Fliegen verteidigenden Metzgers auf der anderen Strassenseite, vervollständigen das beschauliche Bild.

Doch halt, da ist noch ein älterer Maya-Mann, der, auf dem Boden sitzend, wohl über das ungewöhnlich rege Treiben staunt. Aus einem heute nicht mehr eruierbaren Grund setzte ich mich zu diesem Mann auf den Boden. Wir lachten miteinander und unterhielten uns mit Händen und Füssen, denn er sprach kein Spanisch und ich kein Maya. Beeindruckend wirkte seine Fröhlichkeit, aber auch seine verkrüppelten Füsse, die in aus rauen Sisalschnüren und mehr schlecht als recht zugeschnittenen Pneuresten bestehenden «Schuhe» eingebunden waren, blieben mir in lebhafter Erinnerung.


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Es war im Jahr 2016, als ich die Biketour auf Yucatán leitete und einer meiner Gäste den alten Francisco und mich fotografierte. Dieses Bild druckte ich zu Hause aus und laminierte es in der Hoffnung, es meinem neu gewonnenen Freund im Zuge meiner nächsten Tour im darauffolgenden Jahr überreichen zu können.

Ausgestattet mit neuen Sandalen mit Klettverschluss und einer grossen Portion Zuversicht, traf ich mit einer neuen Bikegruppe in Santa Elena tatsächlich an derselben Stelle wieder auf Francisco, der am Boden kauerte und mit einem behelfsmässigen Werkzeug das Unkraut am Strassenrand jätete. Gross war die beiderseitige Überraschung, und noch grösser die Freude über unser Wiedersehen. Auch die Gäste waren ob dieses Zufalles sichtlich berührt, und das Überreichen der neuen Schuhe und vor allem des Bildes aus dem Vorjahr ergab so manches Erinnerungsfoto.

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Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte Francisco einen festen Platz in den Herzen der Schweizer Bikegruppe gewonnen. Auch ein Jahr später begegneten wir ihm in einer Seitengasse bei seiner «Strassenarbeit». Alt und körperlich schwerfällig geworden, richtete er sich auf, und wieder wechselten wir viele freundschaftliche Worte und Gesten.

Im Jahr darauf fand leider keine Mexiko-Tour statt, und danach durchkreuzte die Pandemie jegliche Reiseplanung.

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Erst im Herbst 2022 erreichte ich erneut mit einer Reisegruppe von Bike Adventure Tours wieder Santa Elena, und entsprechend gross war auch mein Herzklopfen. Da Francisco nirgendwo zu sehen war, zeigte ich dem Fleischverkäufer, der immer noch seinen Stand an der Kreuzung hat, ein Foto von Francisco und mir. Daraufhin hielt er ein vorbeifahrendes Moped an und die Lenkerin brachte uns zum Haus von Franciscos Nichte. Zwar handelt es sich um eine äusserst einfache Behausung, aber dafür empfingen uns strahlende Gesichter.

Eine überaus herzliche Begrüssung, und Francisco kam uns mit langsamen Schritten und ausgestreckten Armen entgegen. Immer wieder murmelte er «gracias, gracias, gracias». Dann schlurfte er in seine «Hütte» und kehrte kurz darauf zurück, wobei er offenbar etwas in der Hand hielt. Zum Vorschein kam das Foto von 2016, das er sorgfältig aufbewahrt haben musste! Welch grosse Bedeutung ein kleines Geschenk doch erlangen kann! Irgendwo auf der Welt!

Ich wünsche allseits schöne Reisen und viel Freude an den kleinen Dingen des Lebens!

Gabi Maiwald, Reiseleiterin Bike Adventure Tours
Gabi Maiwald Reiseleiterprofil
Bikereise durch Yucatán im südlichen Mexiko

Nächste Reise in Mexiko: 11.11. – 26.11.2023 mit Guide Martin Jost